Oxfam ist eine Institution, die sich für eine Welt ohne Armut einsetzt. Sie hat ihren Ursprung 1942 in Großbritannien. Mittlerweile ist Oxfam weltweit organisiert. Jährlich publiziert die Organisation einen Bericht zur Vermögensungleichheit in der Welt. Und wie in den letzten Jahren wurde dessen Ergebnis in den Tagesmeldungen in den TV- und Radionachrichten in ein, zwei kurzen Sätzen kommentarlos wiedergegeben. Demnach habe sich das Vermögen der Superreichen wieder vergrößert und die Verarmung der unteren Hälfte der Bevölkerung sei weiter gestiegen. Das war’s.
Eine Meldung in der Form taugt gerade mal dazu, dass sich Kapitalismuskritiker bestätigt sehen, bei den Bürgern
Ungerechtigkeitsgedanken aufkommen, Neidgefühle geschürt werden.
Mich regt es auf, dass sich die Medien bei einem so brisanten Thema immer wieder zu einer einfachen
Kurzmeldung hinreißen lassen und eine Pressemitteilung einfach ‚nachbeten‘ ohne zu hinterfragen. Was soll das? Wem nützt das? Wer ist Oxfam, was sind deren Ziele, wie kommen die Zahlen zustande?
Ich will die Aussage des Berichts damit gar nicht in Frage stellen. Es ist aber nur die halbe Wahrheit.
Der Journalist und Herausgeber Gabor Steingart formuliert es in seinem MorningBriefing vom 23. Januar auf Deutschland bezogen auf diese Art: „So wächst zwar nicht die Armut in Deutschland, wie manche uns weismachen wollen, wohl aber geht die Schere zwischen Kapitalbesitzern und Lohnempfängern auseinander.“ Das klingt anders.
Schon ein Halbsatz mehr könnte auch die Meldung von Oxfam relativieren. Tatsächlich hat sich die Armut, Dank des weltweiten Handels, in den letzten 30 Jahren deutlich verringert. Die Mittelschicht ist gewachsen. Andere Statistiken, unter anderem von der Weltbank, belegen diese Tatsache.
Eine Nachricht kann Frust und Angst auslösen oder Hoffnung machen. Aber leider publizieren offensichtlich
viele Medien immer noch nach dem alten Grundsatz „Only bad news are good news.“