· 

Das Corona und der Konsum

Werden die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus unterschätzt? Ich glaube das mittlerweile. Die Welt hat sich über die letzten Jahrzehnte zunehmend von der Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft gewandelt. Tourismus und privater Konsum sind zu einer tragenden Säule unserer Wirtschaft geworden.


Was passiert jetzt, wenn über einen längeren Zeitraum, dieser Konsum wegbricht? Denken wir konkret an das Hotel- und Gaststättengewerbe. Eine ganze Branche lebt vom internationalen Tourismus. Es besteht derzeit nur die vage Hoffnung, dass in eins, zwei oder drei Monaten dieser Spuk vorbei sein könnte.


Ein gutes Beispiel sind die Oberammergauer Passionsspiele, die alle zehn Jahre stattfinden. In diesem Jahr ist es wieder soweit. Eine gewisse Analogie zu heute: 1633 wurde die Pest nach Oberammergau eingeschleppt. Es gab 80 Tote. Um von der Pest befreit zu werden, wurde 1634 das Versprechen eingelöst, ein Passionsspiel aufzuführen. Seit 1680 finden die Aufführungen in einem 10-jährigen Turnus statt. Vor zehn Jahren kamen 550.000 Besucher aus aller Welt in das beschauliche Dorf nach Oberbayern. Ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor. Von den Einnahmen zehrt die Gemeinde zehn Jahre lang. Am 16. Mai ist Premiere. Sie können sich vorstellen, was da jetzt bei den Organisatoren los ist. Denn in 2020 könnte es dann zwar nicht die Pest, aber das Corona-Virus sein, das in die Gemeinde eingeschleppt wird.


Weltweit gibt es unzählige noch größere kulturelle und touristische Hotspots. Wenn die Menschen längere Zeit zu Hause bleiben, wird es für viele die hier in wirtschaftlicher Anhängigkeit stehen zu einer Überlebensfrage. Stornierungen, leere Hotels und Gastronomiebetriebe. Das bedeutet auch Einkommensverluste bei den Menschen, die dort arbeiten und die selbst ihren Konsum einschränken müssen. Die Folgen springen auf die Industrie über.


In dem Fall helfen auch keine konsumstimulierenden Maßnahmen, bestenfalls Überbrückungskredite und Finanzhilfen für die betroffenen Unternehmen.