Vertrauen ist für alle Unternehmungen das große Betriebskapital, ohne welches kein nützliches Werk auskommen kann. (Albert Schweitzer, dt.-franz. Arzt, Philosoph, 1875-1965).
Wirecard hat wohl alles Vertrauen und damit wichtiges Kapital verspielt. Ein Unternehmen, das im deutschen
Leitindex Dax gelistet ist, verliert binnen weniger Tage 85 % an Wert. Es fehlen in der Kasse mal knapp zwei Milliarden Euro, die ausgewiesen worden sind. Dass so etwas passieren kann bei all den Transparenz- und Prüfungsvorgaben und der Finanzaufsicht in Deutschland, ist ungeheuerlich.
Das Ganze hat leider negative Folgen, nicht nur für die Firma Wirecard und deren Aktionäre. Eine Nebenwirkung dieser dubiosen Machenschaften und des verantwortungslosen Handelns der Beteiligten ist ein erneuter Rückschlag für die Aktienkultur. Aktienkritische Zeitgenossen und Kapitalismusgegner fühlen sich dadurch in ihrer Einstellung bestätigt.
Klar, vor kriminellen Energien ist man niemals sicher. Wohl vermutet man diese eben nicht gerade in hochregulierten Märkten. Dass unsaubere Geschäfte über kurz oder lang aufgedeckt werden zeigt zwar, dass das System dann doch funktioniert, soweit hätte es aber nicht kommen dürfen.
Hüten sollte man sich jetzt davor, alles über einen Kamm zu scheren. Schwarze Schafe sind immer noch die Ausnahme und nicht die Regel. Es gibt auch die Guten. Unternehmen, die über die gesetzlich geforderte Transparenz sogar eine zusätzliche Vertrauensbasis schaffen, zum Beispiel indem sie sich am sogenannten Stakeholder-Ansatz orientieren.
Da geht es nicht nur um den Vorteil der Aktionäre, sondern darüber hinaus auch um die Interessen von Arbeitnehmern, Kunden, Zulieferern und der Umwelt. Das wiederum
schafft eine verlässliche Vertrauensbasis. Transparenz und Fairness: Anleger sollten solche Faktoren glechfalls als wichtige Investitionskriterien
berücksichtigen.
Wirecard hingegen war vielleicht bestenfalls eine Spekulation wert. Eine seriöse Investition sicher
nicht.